< 71 lifes >
berchtoldvilla salzburg . 15. maerz - 25. april 2019
ueberblick
in seiner raum. & klang.installation < 71 lifes > im ersten stock der berchtoldvilla beschaeftigt sich florian boehm mit dem leben im spannungsfeld zwischen hoffnungsfrohem aufbruch & abruptem ende, mit der parallelitaet von menschlicher tragoedie und scheinbarer banalitaet. aeußeren anlass bildet das unglueck der 71 im jahr 2015 in einem kuehllastwagen umgekommenen menschen.
die installation erforscht die eigene sprachlosigkeit und so unterschiedliche aspekte wie lebensmut, frohsinn & aufbruch einerseits und zerflossene hoffnungen & wuensche andererseits. sie umfasst zu einer mehrteiligen licht- & klangskulptur gearbeitete texte, großformatige kohle- & kreidezeichnungen sowie tuschearbeiten. fuer die klangskulptur leiht der schauspieler werner friedl den im kuehllastwagen eingeschlossenen menschen seine stimme.
sprache als kristallisationspunkt
die arbeit nahm ihren ausgangspunkt im spaetsommer 2018, als in kurzer abfolge 22 schreib-maschinentexte entstanden, in denen florian boehm die eingeschlossenen menschen sprechen und ueber ihr schicksal erzaehlen laesst, weiters eine radiomoderation, die die hermetisch abschließende ladebordwand des lastwagens thematisiert, die den unterschied zwischen ums-leben-kommen und nichts ahnendem weiterleben bedeutet.
zwei großformatige zeichnungen
die vierteilige, verbogene drahtbuegel darstellende kohlezeichnung im ersten raum bezieht sich auf das voruebergehende moment einer freiwilligen oder unfreiwilligen reise & deren gewaltsames ende.
die zweiteilige kohle- & kreidezeichnung im letzten raum bildet einen grundsaetzlich x-beliebigen straßenbegrenzungspfosten ab, dieser erhaelt seine spezielle bedeutung erst dadurch, dass der kuehllastwagen hinter einem solchen abgestellt wurde.
licht- & klangskulpturen
drei zwei-kanal-aufzeichnungen, zwei davon in teilen des nachgebauten kuehlaufbaus, die dritte mit videostandbild im ersten raum, lassen die erwaehnten schreibmaschinentexte zu leben erwachen. diese drei arbeiten sind nicht zueinander synchronisiert, so dass sich untereinander permanent neue ueberlagerungen ergeben. dies kann ua auch als bild fuer die gleichzeitigkeit des zu-wort-kommens der eingeschlossenen, somit auch das aufgehobensein einer eindeutigen zeitlichen abfolge verstanden werden.
tuschezeichnungen
die 71 an kleiderbuegeln aufgehaengten tuschezeichnungen aus der serie < blut.ung > zwischen dezember 2018 und februar 2019 in vorbereitung der gegenstaendlichen installation entstanden. sie gehen von den physischen qualitaeten von blut aus (als lebenssaft bzw auch den verwesungsprodukten daraus) und zeigen die vielfaeltigsten schattierungen, die blut annehmen kann. die zeichnungen stehen in der installation ganz konkret auch fuer die einzelnen, im kuehlaufbau eingeschlossenen menschen und verweisen damit essentiell auch auf die geistigen aspekte des lebens wie etwa deren wuensche, hoffnungen, traeume, sehnsuechte, und fordern die besucher (quasi als „ueberlebende“) darueber hinaus auf, sich auch mit ihren eigenen themen auseinanderzusetzen.